Donnerstag, 28. Juni 2012

Politischer Analphabetismus?

4.600 Neunt- und Zehntklässler wurden vom Politologen Klaus Schroeder nach ihren Kenntnissen und Urteilen zur Nazi-Zeit, zur DDR sowie der alten und der wiedervereinigten Bundesrepublik befragt.
Ein Viertel der Schüler habe fast überhaupt keine politischen Kenntnisse, sagte Schroeder in einem Interview mit der Zeit: "Sie identifizieren sich mit der Bundesrepublik und ihrem Leben hier, können sich aber unter Begriffen wie Meinungsfreiheit, Wahlen oder Menschenrechte nichts vorstellen." ("Gestapo? Voll normal!", Zeit.Online, 27.06.2012)

Zusagen für die Befragung der Schüler gab es nur aus Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Schroeder vermutet im Interview mit der Zeit, dass viele Länder nicht mit dem "zeithistorischen Analphabetismus ihrer Schüler" konfrontiert werden möchten.

Vermutlich teilen die Schüler den politischen Analphabetismus mit vielen Erwachsenen:
So lässt sich vielleicht das erstaunliche Phänomen erklären, dass ein scheinbar unpolitisches Bürgerbegehren, in dem es um die Ablehnung eines großflächigen Lebensmittelsupermarktes außerhalb des gewachsenen Zentrums im Stadtteil Witten-Herbede ging, als eine Auflehnung gegen die Demokratie bekämpft, wie dies in einem Leserbrief deutlich zum Ausdruck kam, und schließlich niedergekämpft wurde:

Leserbrief, WAZ, 04.04.2012

Quellen:
  • Schroeder, Klaus/Deutz-Schroeder, Monika/Quasten, Rita/Schulze Heuling, Dagmar, Später Sieg der Diktaturen? Zeitgeschichtliche Kenntnisse und Urteile von Jugendlichen, Neuerscheinung in der Reihe "Studien des Forschungsverbundes SED-Staat an der Freien Universität Berlin", Band 17

Bitte auch lesen:  Volksabstimmungen auf Bundesebene sind keine Keckheit der Bürger, sondern ein Verfassungsgebot

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