Samstag, 17. März 2012

Wer hat in Zukunft bei der Versorgung mit Lebensmitteln das Sagen?

Foodwatch hat einen neuen Report veröffentlicht: Report 2012, "Kinder Kaufen" (pdf). Er bietet neue Denkanstöße.
Mit millionenschweren Werbebudgets der Lebensmittelindustrie werden beispielsweise Kindern Produkte angedreht, die sie dick machen.
Dies zeigt der neue Report von Foodwatch (Foodwatch, Wie die Industrie Kinder zum falschen Essen verführt, 13.03.2012).
Hauptverteiler dieser Podukte sind die Supermärkte: "Hier stehen sie, die Dickmacher der Nation. Frühstücksflocken, die mehr Zucker als Hafer enthalten. Mit Farbstoffen vollgepumpte, klebrig-süße Maisringe. Ein Regal weiter: die Softdrinks, Zuckerwasser mit Farbstoffen und Aromen." (Sueddeutsche.de, 13.03.2012)
Nicht aus Liebe zu den Lebensmitteln, nicht aus Liebe zu den Kindern werden diese Produkte angeboten, sondern: Die Renditemöglichkeiten liegen deutlich über Obst und Gemüse.

Quelle: Foodwatch
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Die Wirkung dieser unausgewogenen Produkte, verkaufsgesteuert durch ein perfides Marketing und überbordende Lobbyarbeit, ist nachhaltig: Kinder sollen so früh wie möglich an die eigene Marke gebunden werden und in jungen Jahren eine Geschmacksprägung möglichst für ein ganzes Leben erhalten. Foodwatch: "Die Lebensmittelindustrie leistet keinen Beitrag zur ausgewogenen Ernährung von Kindern, sondern trägt massiv zur grassierenden Fehlernährung bei."
In Anzeigen für Obst und Gemüse wurden 2011 deutschlandweit 7,3 Millionen Euro investiert. In die Werbung für stark zucker- und fetthaltige Lebensmittel mehr als 780 Millionen Euro, davon 700 Millionen Euro für Süßwaren und Schokolade. "Die Industrie führt eine Werbeschlacht, bei der vor allem die Kinder die Verlierer sind." (Sueddeutsche.de, 13.03.2012)
Quelle: Foodwatch
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26,5 Millionen für Eiscreme und 41 Millionen für Brotaufstrich, aber gerade mal 7,3 Millionen für Obst und Gemüse. Foodwatch: "Die Unternehmen geben diese Summen nur aus, weil sie wissen: Werbung wirkt." 
Die Bundesregierung nimmt Rücksicht. Nicht auf die Kinder, sondern auf die Hersteller. Kinder durch Werbeverbote vor stark fett- und zuckerhaltigen Lebensmittel zu schützen, kommt Verbraucherschutzministerin Aigner nicht in den Sinn. "Ich setze hier auf die Aufklärung", sagt sie der Süddeutschen Zeitung auf Nachfrage.

Witten unterstützt die Strategie der Lebensmittelkonzerne

Diese Politik beginnt nicht "oben", bei Frau Aigner, sondern in der Kommune, beispielsweise bei der Entscheidung des Rates, ob der dafür sorgen darf, dass durch die Genehmigung zur Ansiedlung eines großflächigen Lebensmitteleinzelhandelsbetriebes außerhalb des gewachsenen Zentrums und die damit verbundenen Wettbewerbsvorteilen die kleinen Fachgeschäfte, möglicherweise auch der Wochenmarkt, aus dem Stadtteilzentrum verdrängt werden.

Die Stärkung des großflächigen Lebensmitteleinzelhandels der Lebensmittelkonzerne bedeutet letztlich eine stärkere Abhängigkeit der Verbraucher von der Lebensmittelindustrie.  
Ist es vorstellbar, dass ein Politiker der Grünen dies nicht weiß? Ja, jedenfalls in Witten. Die Wittener Grünen sind offenbar der Meinung, dass die Herbeder ein "Recht auf einen Supermarkt" haben. Birgit Legel-Wood:
„Das Moratorium ist unter Voraussetzungen getroffen worden, die sich geändert haben. Nun stellt sich die Frage, ob nicht auch die Herbeder das Recht auf einen Supermarkt haben" (zitiert in: DerWesten, 16.03.2012).
Ach, Frau Legel-Wood,
  1. Edeka wird den Standort in der Meesmannstraße nicht verlassen, wenn Sie und die Supermarkt-Koalition das Grundstück im Gerberviertel nicht an einen großflächigen Lenbensmittelmarktbetreiber verkaufen,
  2. Herbede behält in diesem Fall seinen Vollsortimenter und hat sogar noch zwei weitere Supermärkte, insgesamt also drei. Wussten Sie das?  

Bürgerkreis für Stärkung der Angebotsvielfalt in der Meesmannstraße

Der Bürgerkreis will im Unterschied zur Supermarkt-Koalition die vom Gesetz her vorgesehenen und vom Gesetzgeber gewollten Möglichkeiten nutzen, Stadtteilzentren und die Vielfalt der Angebote und Anbieter zu stärken - gegen die ökonomische Übermacht von Investoren und Lebensmittelkonzernen, zum Schutz der Angebotsvielfalt und der Gesundheit unserer Kinder. 

Quellen:

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