Freitag, 16. März 2012

Industriebetriebe in Witten-Herbede gegen Mehrheit der Kaufleute

Die Industriebetriebe vertreten ihre Interessen, der Einzelhandel in Herbede seine. Die Mehrheit der Einzelhändler, Dienstleister und Immobilieneigentümer im Bereich der Meesmannstraße hat sich gegen die Ansiedlung eines Lebensmittelsupermarktes im Gerberviertel ausgesprochen.
Die gegenseitige Rücksichtnahme von Industrie und Handel war bisher so selbstverständlich wie ein ungeschriebenes Gesetz.
Sie schloss auch die Ansichten über die zukünftige Entwicklung des Gerberviertels ein, die weder den gewachsenen Einzelhandelsbereich rund um die Meesmannstraße noch die anliegenden produzierenden Unternehmen gefährden durfte.
Die IHK hatte dies in einem Schreiben an die Wittener Bürgermeisterin ausdrücklich bestätigt: IHK, Schreiben vom 26.01.2012
Aber offenbar hat sich der Wind gedreht.

Die Industrie hat ihre bisherige neutrale Position in Bezug auf das Gerberviertel aufgegeben und den Fraktionen Ende Januar 2012 per anwaltlichem Schreiben einer führenden internationalen Sozietät  mitteilen lassen, dass sie die Errichtung eines Lebensmittelsupermarktes im Gerberviertel für eine in besonderer Weise geeignete Nutzung des Geländes halte. Das Grundstück der ehemaligen Volksschule sei für die Unterbringung eines Vollsortimenters ausreichend groß, die Verlagerung des Vollsortimenters wäre wegen der Lage in unmittelbarer Nähe zum Versorgungszentrum an der Meesmannstraße auch aus städtebaulicher Sicht unbedenklich. (Das Schreiben liegt dem Bürgerkreis vor)

Diese Betrachtung verträgt sich nicht mit der Auffassung der über 50 Einzelhändler, Dienstleister und Immobilieneigentümer im Bereich der Meesmannstraße, die sich gegen die Ansiedlung im Gerberviertel ausgesprochen haben!
Die Stellungnahme der Industrie geht über die berechtigte Wahrnehmung ihrer eigenen Interessen hinaus und bedeutet eine massive Einmischung in betriebliche und wirtschaftliche Angelegenheiten der Kaufleute im Zentrum!

In Verbindung mit dem Schreiben des Geschäftsbereichsleiters Industrie bei der IHK Mittleres Ruhrgebiet Rouven Beeck zeigt sich offenbar ein neues Verständnis von Industrie und Handel, dem die kleine Kaufmannschaft in Herbede ohne Unterstützung der Wittener Verwaltung wenig entgegensetzen kann: Die Einzelhändler zahlen Pflichtbeiträge an die IHK, aber sie zählen nicht zur "regionalen Wirtschaft", denn die besteht für die IHK offenbar nur aus der Industrie (Stellungnahme der IHK zur Wohnbebauung im Gerberviertel, 09.03.2012).

>>> siehe auch: Wohnbebauung im Gerberviertel stellt keine „Drohung“ dar!

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