Freitag, 20. April 2012

Verbraucherschützer kritisieren Lebensmittelmarkt

Woran erkennt der Kunde einen "Frischemarkt der Generationen"? (Werbebroschüre der Firma Edeka, Witten-Herbede)
An seinen Lebensmitteln aus der Region? Daran, dass die Kunden im Supermarkt die Qualität von Müslis, Milchprodukten oder Fertiggerichten selbst einschätzen können?
Genau dies können sie nämlich nicht, wie der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) inzwischen überzeugt ist.
Im Internet hat die Verbraucherzentrale 200 Lebensmittel dokumentiert, bei denen die Hersteller nach Angaben der Verbraucherschützer mehr versprechen als sie halten - oder die Käufer durch geschicktes Design in die Irre führen. (www.lebensmittelklarheit.de) Manche Hersteller gaukeln auf der Verpackung eine heile Welt vor, bei der die Tiere zum Beispiel glücklich auf der Wiese stehen. (www.main-netz.de,19.04.2012)

Der Trick mit der Region

Oder die Lebensmittelriesen reden von Region, meinen damit aber nicht frische Produkte aus der unmittelbaren Umgebung, kontrollierten Anbau und kurze Lieferwege. Die Edeka-Werbebroschüre, die am Karfreitag an die Herbeder Haushalte verteilt wurde, verwendet die Begriffe Region und "Frischemarkt der Generationen" in einem unmittelbaren Zusammenhang. Aber es geht um Leistungen, die mit Lebensmitteln nichts zu haben.
"Frischemarkt der Generationen. Der neue Edeka-Markt bietet ein einzigartiges Versorgungskonzept in unserer Region: Barrierfreier Zugang, breite, helle Gängen niedrige Regale, Kinder-Buggies, Wickeltisch, Ruhezone, Behinderten-WC, 90 Parkplätze ..." und eine Ärzte-Etage im Obergeschoss seines 2-stöckigen Systembaukastens.
Diese Leistungen, die einem vermeintlich hinterwäldlerischen Herbeder Dorfbewohner als einzigartiges Versorgungskonzept angeboten werden, sind mittlerweile in jedem Baumarkt zu finden, mit Ausnahme einer Ärzte-Etage. Und Nachbarschaftlichkeit findet der Kunde in der gesamten Meesmannstraße.

Ein echtes Novum ist vielleicht der Hinweis auf die Ärzte-Etage. Bei den zunehmenden Lebensmittelskandalen könnte die Nähe der ärztlichen Versorgung zum Supermarkt zukünftig vielleicht zu einer echten Service-Leistung für Supermarkt-Kunden werden...

Was suchen Kunden in einem Lebensmittelsupermarkt?

Was suchen Kunden in einem Lebensmittelsupermarkt aber in erster Linie, wenn sie Lebensmittel brauchen? Wahrscheinlich qualitativ hochwertige Lebensmittel, die sie mit gutem Gewissen einkaufen können, weil sie wissen, dass sie damit ihrer eigenen und der Gesundheit ihrer Kinder und Enkel keinen Schaden zufügen werden.

Die Verbraucherschützer sind irreführenden Qualitätsversprechen der Lebensmittelhersteller auf der Spur. Dabei haben sie ihr besonderes Augenmerk auf ökologische, regionale oder soziale Versprechen in der Werbung und Produktgestaltung gelegt. „Die Verbraucher kaufen heute nicht nur Lebensmittel um satt zu werden. Sie erwarten eine umweltverträgliche Landwirtschaft, sie interessieren sich für Tierschutz“, erklärt vzbv-Chef Billen. (merkur-online, 19.04.2012)
Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) ist mittlerweile davon überzeugt, dass die Kunden im Supermarkt die Qualität von Müslis, Milchprodukten oder Fertiggerichten gar nicht mehr selbst einschätzen können. Viele Kunden fühlen sich getäuscht und in die Irre geleitet, wie das Ergebnis der Studie, die von der Verbraucherzentrale in Auftrag gegeben wurde, belegt. Zwischen den Werbeaussagen und der tatsächlichen Qualität klafft demnach eine große Lücke.

Die Qualitätsspirale weist nach unten

Noch schlimmer ist laut Anke Zühlsdorf, Autorin der Studie, aber die Tatsache, dass durch die Werbung mit nicht existenten Qualitätsmerkmalen eine Spirale entsteht, bei der die Produkte am Ende immer schlechter werden. Denn die lauteren Firmen hätten im Wettbewerb gegen die Billigheimer keine Chance mehr und müssten selbst weniger gute Zutaten verwenden. (www.mainpost.de, 19.04.2012)

So lange die Lebensmittel-Wirtschaft verhindern kann, dass allzu einschränkende Verordnungen erlassen werden, wie dies zurzeit der Fall ist, profitieren die Anbieter, die es beim Versprechen lassen, kritisiert der Bundesverband der Verbraucherzentralen.

Risiko: Markmacht

Mittlerweile verfügen die fünf führenden Unternehmen EDEKA, Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland), REWE, ALDI und Metro zusammen über einen Marktanteil von mehr als 90 Prozent im Lebensmitteleinzelhandel (www.topagrar.com, 01.08.2011).

Würde tatsächlich das Grundstück im Gerberviertel an den Edeka-Konzern verkauft werden (der Marktleiter ist durch den Edeka-Konzern austauschbar), dann hätte der Edeka-Konzern (Edeka und Netto) insgesamt etwa 75 Prozent der gesamten (!) Verkaufsfläche im Zentrum Herbedes unter seiner Kontrolle.

Kundenwunsch

Die Wittener Politiker von SPD, CDU und Grünen, die dieser Entwicklung Vorschub leisten, obwohl sie nicht dazu gezwungen sind, handeln nicht nur gegen den Willen der Herbeder Bürger und gegen Bürgerbeschlüsse, sondern auch gegen den Willen der Verbraucher, die eine Ernährung wollen, bei der auf der Verpackung nicht nur Bio drauf steht sondern auch Bio drin ist.


Quellen/weitere Informationen:

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